Sudbury Sessions

Steve, der Hotel-Clerk im lokalen Super8-Motel, schaute mich unbeholfen an, als ich ihm nach den für ihn ungünstig verlaufenden Preisverhandlungen auch noch fragte, ob es denn in Sudbury irgendwas zu sehen gäbe. „Well, yes, we have a lake. It’s nice.“ Eine Stadt mit eigenem See, das ist durchaus was. Nur, hier im nördlichen Ontario, im „Cottage Country“, wo viele Grossstadt-Kanadier ihre Wochenend-Hütten und Wohnwagen haben, ist es als Ortschaft ziemlich schwierig, keinen See zu haben. Die weitläufige Waldlandschaft der Region ist voll von Flüssen, Creeks und kleineren Seen, die in mir dieses unbeschreiblich Canada-Gefühl weckten. Ich habe mehr als einmal Halt gemacht auf meiner Reise von Toronto hierhin in die „City of Greater Sudbury“ (GCoS). Nicht nur wegen dem rüttelnden Subaru, dem ich seine Pausen gönnen wollte, sondern vor allem auch, weil mir diese wilde kanadische Landschaft unglaublich gut gefiel. Es tut gut, nach all den Grossstadt-Tagen wieder etwas Frischluft zu schnuppern, auch wenn ich heute Mittag nur ungerne aus dem gemütlichen Basement-Zimmer meiner Verwandten in Toronto ausgezogen bin.

Und jetzt, am letzten kanadischen Tag, bevor ich morgen früh in Sault St. Marie mit meinen neuen Visums-Papieren über die amerikanische Grenze gehen und auf der Michigan-Halbinsel mein Zelt aufschlagen werde, bin ich also in Sudbury, der Greater City of Sudbury, die für mich aus einem Grund einen ganz speziellen Reiz hat: meine Schwester hat hier im letzten Jahr ihren Austausch verbracht und auf ihrem Blog immer wieder aus der kanadischen Provinz berichtet. Ob man Sudbury wegen seiner schönen Lage inmitten des Cottage Countrys mögen oder wegen seiner offensichtlichen Schläfrigkeit (in der Stadt gibt es laut dem online Lonely-Planet-Guide „Zero Things To Do“) gar nicht erst beachten soll, ist für Kanada-Touristen offensichtlich gar keine Frage. Steve, der Super8-Clerk, hat mir jedenfalls gesagt, dass ich seit Tagen der erste Ausländer im Hotel sei.

Anyway, ich liess mich vom Lonelyplanet-Nullrating und Steve’s lahmen „lake“-Tipp nicht beirren und machte mich in der GCoS auf „Juli-Jagd“; sprich, ich scrollte mich durch den Blog meiner Schwester und klapperte los, um das Sudbury-Abenteuer trotz der fortgeschrittenen Stunde in vollen Zügen geniessen zu können. Das Visitor-Center war leider geschlossen (Öffnungszeiten Mo-Fr, von 9.30 bis 16.30 Uhr), dafür wehten die offensichtlich neuen GCoS-Fahnen auf dem Parkplatz im kühlen Abendwind. Am Lake Ramsey traf ich auf einen recht fotogenen Holz-Steg und eine Werbetafel für das „Science North“ Center, einem Schneestern-förmigen Museum mit allerlei Ausstellungen und einem IMAX. Ich kam gerade noch rechtzeitig für den „Wild Ocean“ Film, den ich mir mit den beiden anderen Kinogästen anschaute und danach pünktlich zum Sonnenuntergang auf dem Sudbury-Hausberg neben dem Big Nickel stand. Der Big Nickel ist wohl sowas wie das Wahrzeichen der Stadt, in der seit jeher nach Edelmetallen und Rohstoffen gegraben wurde. Im Dämmerungslicht kurvte ich über den Laurentian University Campus, sah ein paar Gänse und einen freundlich winkenden Security Menschen. Zur Krönung des Sudbury-Adventures fuhr ich hinunter ins Stadtzentrum zu „Tim Horton’s“, wo man den hierzulande legendär-schlechten Kaffee ausgeschenkt bekommt. Ich kaufte mir einen XL-Becher, nahm einen Schluck und schmiss das Gebräu danach entschieden in den Recycling-Kübel neben dem Eingang.

Tim Horton’s hin oder her: Sudbury hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Doch nun: farewell, GCoS, probably I won’t be back…

  
  

Cu on the other side der amerikanischen Grenze!

I’ll be where the wild things are…

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2 Antworten zu Sudbury Sessions

  1. g master g schreibt:

    saletti .
    du hesch gschrebe was au emmer ich mache, also ich ben ade ETH för bsonders gschidi lüt
    (so wie ICH ) und studiere es bizeli jura ( ned d berge:- ) .Also ich mues der säge, ich ben rechtig nidisch uf dech schöni ort schöni bilder und d landschaftesch de hammer nor de subaru hani nienet gsee, de hesch secher klauet. ich wünsche der no alles guti und blib gsund. mäldisch dech mol fal du weder würdsch hei cho,wohlerstrasse 9 in villmerge city. ganz en liebe gruess und danke für d charte vo de ganze familie NÄF us dr schwiz, wennt weisch wo da esch.

  2. Juli schreibt:

    Top Sach, Samu, top Sach! : )
    Aber före Sonneondergang lohnt sech’s halt äbe scho, gäll.

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