Madame Pele’s Choice

„Hawai’i (The Big Island), it seems, is the land / On which we shall forever dwell.“ Das soll – laut alter Überlieferung – die hawaiianische Feuergöttin Madame Pele entschlossen haben, nachdem sie über alle Inseln des Archipels reiste, um sich ein irdisches Zuhause auszusuchen. Und, Madame Pele kann ja nicht irren. Also bin auch ich zum Abschluss meiner Hawaii-Reise für ein paar Tage auf den hawaiianischen Olymp gehoppt. Die Insel ist zweimal so gross, wie Oahu, Maui, Kauai, Kaho’olawe, Molokai, Lanai und Ni’ihau zusammen. Ich habe mich deshalb leider gewaltig einschränken müssen, was meine Sightseeing-Touren anbelangt. „Das Rund von die Insel“ war in meinen sechs Tagen nicht machbar.

Angeschaut habe ich mir den südlichen Teil der Big Island und den Volcanoes National Park; die wohl beeindruckendste Attraktion der Insel, wenn nicht sogar von ganz Hawaii. Machen wir’s doch wie in Maui und summen das Ganze in Bildern up:

Der südliche Zipfel der Big Island ist Ort des „Southernmost Point of the United States of America“. Am südlichsten Punkt steht ein Leuchtturm, den ich – trotz mehrfachem Nachfragen und zweistündiger Suche – nicht gefunden habe. Ich war ihm jedenfalls sicher nahe, dem südlichsten Punkt der USA. Und, gefallen hat mir die Region auch ohne Leuchtturm…


Die Windräder am Kopf des südlichen Zipfels sieht man schon von weitem, wenn man von Süden her auf der holprigen Landstrasse zurück auf den Highway fährt. Was man erst von nahem erkennt, ist der Zustand, in welchem die Windräder vor sich hindrehen. Hoffen wir, dass das nicht symbolisch ist für die amerikanischen Bemühungen im Bereich der alternativen Energieproduktion… Dann war da noch die Kuh, die mich an Mani Matters „Chue am Waldrand“ erinnerte…

Und wenn ich schon den südlichsten Punkt nicht fand, dann wollte ich wenigstens im südlichsten amerikanischen Restaurant einkehren. Der Service war schrecklich, das Essen auch. Die Sonne ging dafür einmal mehr in fantastischen Farben unter…

Auf dem Weg zum Volcanoes National Park machte ich am Punaluu Black Sand Beach Halt und steckte meine Füsse in den Sand. Auf der Big Island gibt es offenbar auch grüne, rote und schneeweisse Strände. Die habe ich leider aber nicht gesehen. Gleich hinter dem Black Sand Strand kam ich an diesem Biotop vorbei, das da irgendwie überhaupt nicht hinpasste…

Am frühen Abend kam ich im Volcanoes National Park an; eine unglaublich wilde und unwirtlich scheinende Region, die ich in meinen Tagen auf der Insel aber lieben lernte. In der Abenddämmerung spazierte ich den Steaming Vents entlang, wo Regenwasser aus den heissen Lava-Spalten herausdampft und die Bäume und Sträucher in einen feucht-warmen Schleier hüllt…

Auch die Hauptattraktion des National Parks, den Kilauea Krater, sah ich noch vor dem Eindunkeln, wie er majestätisch in den Himmel rauchte und grollende Geräusche von sich gab. Dann begann es zu regnen und ich flüchtete mich in meinen Mietwagen. Später in der Nacht schaute ich noch einmal beim Kilauea Krater vorbei. Den glühenden Lavasee im Zentrum des Kraters sah man trotz Schauerregen und dichten Wolken; ein faszinierendes Schauspiel, ähnlich einem riesigen, unkontrollierbaren Lagerfeuer, dessen Dämpfe allerdings ziemlich gefährlich sind. Momentan sind mehr als die Hälfte aller Wanderwege im Park wegen den „hazardous steams“ geschlossen…


Den Sonnenaufgang am anderen Morgen habe ich verschlafen. Für die drei Regenbogen war ich aber just on time…

Neben glühenden Lavaseen, schwarzen Steinwüsten und dampfenden Felsspalten hat der Volcanoes National Park auch einen dichten Regenwald zu bieten. Und inmitten dieses Regenwaldes liegt die Thurston Lava Tube: eine lange Höhle, durch die vor 550 Jahren glühende Lava hinunter ins Meer floss. Heute kann man darin geduckt herumspazieren. Was mir erst beim Betrachten der Bilder auffiel ist das Zusammenspiel von roten, blauen und grünen Farbtönen in diesem an sich doch rabenschwarzen Loch. Spannend, nicht?



Einer der Wanderwege, die bei meinem Besuch offen waren, ist der Kilauea Iki; acht Kilometer durch den Krater des Kilauea Iki, der 1959 zum letzten Mal ausbrach. 36 Jahre lang konnte man den Krater wegen der flüssigen Magma danach nicht mehr betreten. Heute muss man sich seinen Weg durch den Krater selbst suchen, und kommt dabei an allerlei Formen und Farben vorbei. Zeitweise kam es mir vor, als spazierte ich über einen riesigen, aufgebrochenen Highway…


Farblich und geruchlich sehr interessant sind die „Sulphur Banks“, in denen man sich nur für kurze Zeit aufhalten darf (wegen dem gesundheitlichen Risiko, das die Sulfur-Dämpfe mit sich bringen)…

Die Vulkanwelt des Nationalparks hat mich so fasziniert, dass ich mir einen 12-stündigen geleiteten Trip durch die verschiedenen Regionen des Parks gönnte. Geleitet wurde der Trip von Ethan Tweedie, ein äusserst motivierter Guide, und nebenbei ein unglaublich guter Fotograf (hier ein Link zu seinem Blog). Ethan nahm uns mit in die Kanauma Lava Tube…


Auf dem Weg zum Kilauea kamen wir an einer ganzen Reihe von Vögeln vorbei. 1) Nene ist der Staatsvogel von Hawaii. Dass wir gleich zwei Nenes sahen, war ein Glücksfall: weltweit gibt es nur noch geschätzte 500 Exemplare dieses Tieres; 2) ebenfalls über den Weg gehuscht ist uns ein Fasan; 3) den riesigen Truthahn habe ich leider nur unscharf und von hinten erwischt, aber immerhin…

Egal wie widrig die Umstände sind; Pflanzen und Tiere lassen sich praktisch überall nieder: das habe ich in den USA gelernt. Dass in den weiten Lava-Wüsten der Kilauea Hänge aber auch Menschen siedelten, ist kaum vorstellbar. Die Petroglyphen zeugen von Ureinwohnern, die hier bis vor rund 100 Jahren lebten. Die runden Einbuchtungen auf Bild 2 sind „Pikos“: für jedes neu geborene Kind wurde ein solches Piko in den Fels gemeisselt…

Unvorstellbar gross sind die Lavafelder, die überall auf der Big Island zu finden sind. Jene am Südhang des Volcanoes National Park stammen alle aus dem späten 20. Jahrhundert, was einen doch leicht beunruhigt. Mich hat die Landschaft an ein riesiges, angebranntes Brownie erinnert. Wir sahen „cracks“ und „fishers“ (Stellen, an denen die Lava aus dem Boden sprudelte) und eine beeindruckende Vielfalt an Formen und Farben der Lava-Gesteine. Bild 4 ist ein „tree mold“: ein von der Lava niedergebrannter Baum, der den Magmaströmen Widerstand leistete und als verbrannter Gesteinsstrumpf endete. Bild 5 und 6 zeigen „Pele’s Tears“ und „Pele’s Hair“; zwei Phänomene, die durch das Zusammenspiel von Lavastaub und Regenfall entstehen…





Zum Abschluss des Trips nahm uns Ethan noch einmal mit zum Kilauea Lavasee (der sich übrigens erst im Oktober 2008 „öffnete“ und seither immer grösser wird). Diesmal war die Nacht sternklar, und dank den fotografischen Tipps von Ethan gelang es mir, den glühenden Vulkan und den Sternenhimmel auf ein Bild zu bringen. Darauf bin ich ein klein wenig stolz…

Ich bin inzwischen in Honolulu angekommen, von wo aus ich morgen zurück ins eiskalte Flagstaff reise. Dann ist Schluss mit Badespass, Flipflopps und frischen Kokos-Drinks. Mindestens, bis ich in etwa drei Wochen nach Südkalifornien reise. Ist das Leben nicht einfach schön?

Heute ist Halbzeit, by the way: sechs US-Monate liegen hinter mir, sechs weitere kommen noch. Ich freue mich!

Zom letschte Mol; Aloha!

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Eine Antwort zu Madame Pele’s Choice

  1. Melanie schreibt:

    Hoi Sämi
    Ich bin durch Christa M. auf deinen Blog gestossen und möchte dir gerne mitteilen, wie super ich ihn finde. Deine Beiträge sind immer sehr interessant und du hast geniale Bilder gemacht! Was für ein Abenteuer?! Kompliment! Christa hat mir laufend erzählt, wo du derzeit unterwegs bist und wir haben oft über deine Reise gesprochen. Da ich vor einem Jahr 4 Monate auf Hawai’i verbringen durfte, haben mich deine Hawaii-Beiträge besonders interessiert und angesprochen. Vieles davon habe ich sogar selbst gesehen und auch erlebt! Insbesondere hatte ich auch das Vergnügen mit den Mormonen… 🙂 Der Tempel ist wirklich wahnsinnig eindrücklich… Damit dir dann das Nachhausekommen nicht all zu schwer fällt, kann ich dir also mitteilen, dass ich gerade heute in der Zeitung gelesen habe, dass es einen neuen Mormonentempel in Bonstetten ZH gibt! Sollte ja nicht all zu weit von dir entfernt sein! 🙂 Wünsche dir weiterhin viel Spass auf deiner Reise und hey: hangloose! 🙂 Lass es krachen und alles Gute! Meli

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