Etwa einen Tag brauche ich, bis ich mich an einem neuen Ort wohl fühle. Das habe ich auf Oahu und nun auch auf Maui festgestellt. Der erste Tag ist oft etwas mühsam, wehleidig, einsam. Man kommt neu an, kennt noch nichts und niemanden, hat kein bestimmtes Ziel, fragt sich, was man hier eigentlich soll. Und dann, am zweiten Tag, sieht die Welt viel sonniger, viel fröhlicher und schöner aus. Man beginnt zu geniessen, taucht ein ins Neue und Unbekannte und stört sich nicht mehr am Allein-Sein. Morgen wird für mich – wenn sich meine Theorie denn bestätigt – wieder ein mühsamer Tag; denn morgen fliege ich auf die „Big Island“, meine letzte hawaiianische Station, bevor ich am 4. Februar aufs Festland zurückreise.
Anyway, ich bin ja noch hier, in Maui, von dem ich euch in diesem Eintrag ein wenig erzählen möchte. Es wird diesmal ziemlich bildlastig. Deshalb versuche ich, mich texttechnisch kurzzufassen. My Maui; eine kleine Bilderreise. Here you go…
Meine ersten beiden Tage auf Maui verbrachte ich an der Nordwest-Küste der Insel; eine sehr wilde und raue Region mit holprigen Strassen und verarmten Dörfern…
Kahakuloa ist eines dieser Dörfer. Oberhalb der Wohnhäuser steht eine alte Holzkirche, deren Türen verriegelt und deren Fenster eingeschlagen sind. Kirchen, das habe ich gelernt, sagen viel über ihre Dörfer aus. Im kleinen Friedhof hinter der Kirche fand ich einen Grabstein eines Weltkrieg-Veteranen. Auf der kleinen Tafel im Vordergrund stehen die Lebensdaten seiner Frau. Ihrem Leben wurde von der Dorfgemeinde offensichtlich nicht die selbe Bedeutung zugemessen wie dem ihres Ehemannes…
Kapalua an der Nordküste Mauis ist ein künstlich und steinreich wirkendes Golf-Paradies. Der Apéro ist schon aufgetischt für die ins Ritz-Carlton zurückkehrenden Golfer. Auf dem Picknickplatz vor dem Honolua-Store kommt man sich mit seinem 5-Dollar-Sandwich ziemlich einsam vor. Den schönen Abendhimmel gibts gratis, für Golfer und Nicht-Golfer…
„The Needle“ ist das Staatssymbol von Maui. Der Fels im Iao Valley wirkte auf mich allerdings nicht so beeindruckend, wie er in meinen Reiseführern beschrieben wird. Auf meiner Wanderung durch das Valley begegnete ich einer jungen Katze, die etwas verloren vor sich hin-miaute. Miauen auf Maui; das hat mich für einen kurzen Moment ins poetische Grübeln gebracht…
Sunset Supreme: dafür ist die Pazifik-Insel berühmt. Hier ein Beispiel vom Makena Strand ganz im Süden Mauis…
Der Osten der Insel wird vom Haleakala – einem erloschenen Vulkan – beherrscht. Am Fusse dieses Vulkans liegt der Alii Kula Lavender Garden, in dem ich mir einen Lavendel-Kaffee und ein Lavendel-Scone gönnte. Makawao, das „Wild West Town“ von Hawaii, hat mich nicht besonders fasziniert (schliesslich habe ich ein paar Monate lang im richtigen wilden Westen gelebt…). Am besten gefallen an dem Städtchen hat mir die Blume (sorry, spezifischer krieg ich das nicht hin) und das rostige Coca Cola-Schild…
Lahaina ist ein touristisches Fischer- und Ex-Walfang-Dorf an der Westküste Mauis. Der Dorfplatz wird von einem Banyan Tree beschattet, der hier im späten 19. Jahrhundert gepflanzt wurde. Was aussieht wie ein kleiner Wald ist in Wirklichkeit ein einziger Baum, der sich neu-wurzelnd über den ganzen Platz ausbreitete: faszinierend…
Spätnachts bin ich – zugegebenermassen leicht verängstigt – die sehr einsame und als „dangerous“ eingestufte Passstrasse zum Haleakala Nationalpark hochgefahren. Als ich kurz vor Mitternacht ankam, wurde ich mit einem unglaublichen Sternenhimmel belohnt. Hier, weit weg von aller Lichtverschmutzung, funkelt der night sky weitaus schöner, als ich das je zuvor gesehen habe. Pünktlich um 6 Uhr am nächsten Morgen stand ich auf dem höchsten Gipfel Mauis, um mir den Sonnenaufgang anzuschauen. Hier ein Live-Mitschnitt in 9 Bildern…
Bei Tageslicht und steigenden Temperaturen bin ich durch den weiten und steinigen Krater des Haleakala gewandert: eine Landschaft, so karg und kahl, wie man es sich kaum vorstellen kann. Bild Nr. 3 dient zum Beweis, dass ich nicht auf dem Mond war…
Für mich schier unglaublich: aber, auch hier, in dieser heissen und staubigen Steinwüste gibt es Leben: eine riesig Wachtel ist mir über den Weg „gsecklet“, und ich habe mehrere Silversword Büsche gesehen: eine bedrohte Pflanzenart, die nur hier auf dem Haleakala vorkommt…
Die letzten beiden Tage roadtripte ich der berühmten „Road to Hana“ an der Nordostküste Mauis entlang. Die Strasse ist sehr eng, kurvig und anstrengend. Richtig schön wird der Roadtrip eigentlich erst nach Hana, auf dem Piilani Highway, der der Südküste entlang zurück ins zivilisierte Hochland Mauis führt.
Formen und Farben der Pflanzen sind aber auch schon vor Hana sehr originell. Peter Lik (wer kennt den?), wohl DER grosse Naturfotograf unserer Zeit, hat eine Gruppe der farbigen Bäume auf Bild Nr.2 fotografiert und verkauft das Bild jetzt für 250’000 Dollar pro Stück…
1) Spinnen habe ich tausende gesehen auf meinem Weg nach Hana. Als ich heute morgen in meinem Auto am Hana Bay erwachte, war eine dieser Spinnen gerade dabei, ihr Netz zwischen dem Gestrüpp vor dem Parkplatz und „meiner“ Motorhaube fertig zu weben. Ich stieg aus und habe mich bei der Spinne entschuldigt, bevor ich sie ins Gestrüpp setzte und ihren Bau per Rückwärtsgang schweren Herzens zerstörte. 2) In einem anderen Spinnennetz baumelte diese Schrecke, tot und doch anmutig. Mich hat das Bild ein wenig an jene Aufnahme erinnert, die von der New York Times am 12. September 2001 mit „the falling man“ betitelt wurde, und die eine landesweite Kontroverse ausgelöst hat. Auf Youtube findet man eine spannende Dokumentation zu dem Foto. 3) „Göggel“ leben hier als wilde Tiere. Man sieht sie überall. Ein gewöhnlicher Anblick für uns. Und doch, schaut euch den Vogel mal an: eigentlich ein wunderschönes Tier, nicht?
Steile Strassenabschnitte, der tosende Pazifik und alte Steinkirchen: sie dominieren die „Road to Hana“…
Weit entfernt von der Steinwüste des Kraters liegt der liebliche Teil des Haleakala Nationalparks, die „Pools of Oheo“; eine Serie von Wasserfällen und natürlichen Swimming Pools…
Nach Hana, entlang dem Piilani Highway, wird die Landschaft noch wilder, noch einsamer und noch schöner. Hier, im überwachsenen Friedhof einer Kirche, findet man das Grab von Charles Lindbergh, der als erster Mensch den Atlantik überflog. Man findet farbig Surfbretter und die hawaiianische Version der Bremer Stadtmusikanten…
Der Piilani Highway: wohl einer der schönsten im ganzen Land…
Zum Schluss ein Sonnenuntergang über Kahoolawe, der „verbotenen Insel“, die von der US Army in den 30er und 40er Jahren mit chemischen Waffen zu Testzwecken kaputtgebombt wurde, und die noch immer nicht betretbar ist. Und ja, es gibt sie, die rostigen Wracks, die am Strassenrand vor sich hinrotten und wunderbare Foto-Sujets abgeben…
Maui, summed-up! Bis bald auf „The Big Island“…
Aloha!