Ich bin in meinem Leben vielleicht 50 Mal auf einem Whale Watch-Boot mitgefahren, ganz so genau weiss ich das gar nicht. Jedenfalls bin ich bezüglich „whale watch experience“ (mindestens in meiner Altersklasse) sicher vorne mit dabei. Tarifa, La Gomera, Pico; das waren die Stationen, an denen ich den wunderbaren Meeresriesen aufgelauert und nähergekommen bin. Pottwale, Grauwale, Entenwale, Rissos und alle möglichen Delphine sind mir schon über den Weg geschwommen. Ich bin mit Schulen von weit über 100 Delfinen geschnorchelt, habe springende Pottwale gesehen und den äusserst seltenen Gervais-Zweizahnwal beobachtet. Und trotzdem, sowas wie gestern habe ich noch nie erlebt.
Am Samstagabend buchte ich bei der Pacific Whale Foundation, einer Non-Profit Organisation hier in Lahaina, Maui, eine zweistündige Ausfahrt. Einerseits, weil Whale Watchen ohnehin auf meiner hawaiianischen ToDo-Liste stand; andererseits, weil ich hier schon mehrfach Humpbackwhales (Buckelwale) vom Strand aus beobachten konnte. Auf Hawai schwimmen die Tiere sehr nahe den Küsten entlang. „Strand-Sichtungen“ sind daher gar nicht so selten. Um vier Uhr lief unser Katamaran mit Captain Chris und einer aufgestellten Crew aus dem Hafen von Lahaina. Wir fuhren knappe zwei Stunden in den Gewässern vor Maui umher, sahen ein knappes Dutzend Humpbacks und waren äusserst zufrieden mit den Sichtungen. Auf dem Rückweg dann stellte Chris den Motor des Bootes ab und liess ein Hydrophon ins Wasser gleiten, das die Walgesänge aufzeichnet und für alle an Bord hörbar macht. Das war als Abschluss der Ausfahrt gedacht, und sehr beeindruckend. Dann, aus dem Nichts, tauchte direkt neben dem Boot (geschätzte 2 Meter vor mir) ein Humpback auf und blies mir und den anderen Backbord-Touristen seinen „Blas“ direkt ins Gesicht. Ich war völlig ausser mir, und bekam gar nicht mit, dass die Steuerbord-Seite Augenblicke danach ein ähnliches Erlebnis mit einem noch grösseren Humpback hatte. Die beiden Wale blieben für eine knappe Stunde direkt beim abgestellten Boot, umkreisten uns, spyhoppten, tauchten unter uns durch, und boten – auch wenn das aus Sicht der Wale wohl nicht so gedacht war – eine Show der Extraklasse. Es war absolut hinreissend; mein unbestrittenes Wal-Highlight.
Bei der Einfahrt in den Hafen griff Chris (mit sehr viel Enthusiasmus in seiner Stimme) zum Mikrofon: er fahre seit knapp elf Jahren etwa 25 Mal pro Woche aufs Meer vor Maui, um Wale zu beobachten, und das hier sei ohne Zweifel „my number one trip“ gewesen. Ich hatte Glück, einmal mehr, wenn man so will. Ein Glück, das ich als „alter Whalewatcher“ sehr zu schätzen weiss und das mir ein Leben lang in bester Erinnerung bleiben wird.
Im Anschluss ein paar Fotos (ich habe über 800 gemacht). Ich habe alle möglichen Moves der Wale auch auf Video aufgezeichnet. Mal schauen, ob mir der Upload gelingt…
Der erste Tauchgang…
Tail Splashing: der männliche Wal drohe dem Boot, meinte Chris. Den Motor einschalten und losfahren konnten wir aber nicht, weil sich das Weibchen, offenbar eingeschüchtert, ans Boot schmiegte und von den Turbinen allenfalls verletzt worden wäre…
Dafür sind sie berühmt, die Humpbacks: für ihre riesigen Seitenflossen, die übrigens als Model für die neuesten amerikanischen Windräder dienten…
Nicht nur immer Flossen, auch mal etwas Köpfchen…
Und jetzt das Ganze noch vor dem Hintergrund des hawaiianischen Sonnenuntergangs, bitte! Schliesslich sind wir in Lahaina, dem „sunset capital“ der Welt…
Goodbye for now…
Zu den bewegten Bildern:
Wer will, kann sich hier einen tail splashenden Humpback Whale anschauen. Die wacklige Kameraführung ist mit dem stark wackelnden Boot zu entschulden. Kein Wunder, wenn ein paar Meter nebenan ein geschätzter 30-Tonnen Riese rumplanscht..
Schlicht, aber schön: ein tauchender Humpback, right here…
Schon mal einen Wal gehört? Hier ein Livemitschnitt, inklusive Flossenschlag…
Aloha!
Hi Samuel
Gratulation zu den super Aufnahmen! Ein totales Highlight.:-)
Was folgt als Nächstes????
Liebi Grüess
Ursula