Es war, als hätte ich das Ziel erreicht. Jahrelang hatte ich mich auf diesen Moment gefreut, hatte gehofft, dass alles dann so sein würde, wie ich es mir vorstellte. Der Grand Canyon, das sei einer jener Orte, die einen nicht enttäuschen können, hat mir Ryan Ormes (Sara’s Mann) mal erzählt. Dennoch war mir nicht ganz wohl bei der Fahrt Richtung Norden, Richtung Grand Canyon. All meine Vorstellungen, all meine Erwartungen belasteten die Vorfreude. Und als ich dann endlich am Abgrund stand, Schulter an Schulter mit dem harten Kern des IC’s, stockte mir der Atem. Nicht nur so sprichwörtlich, sondern wirklich. Der Grand Canyon. Der Grand Canyon. Viel mehr kommt einem beim Anblick dieses Naturwunders nicht in den Sinn. Überwältigend, extrem, unvorstellbar schön. Irgendwann erinnerte ich mich an mein USA Buch aus der Dorfbibliothek, das ich schweren Herzens zu Hause lassen musste, weil es nicht in meinen Koffer passte. Dem Grand Canyon sind darin mehrere Seiten gewidmet. Jene Seiten, die in mir den amerikanischen Traum weckten und die mich bis hin zu diesem wunderbaren Abgrund führten. Und dennoch; jene Seiten werden dem grössten aller Gräben nicht gerecht. Nichts wird ihm gerecht. Kein Foto, kein Film, keine Beschreibung die ich je gelesen oder gesehen habe. Der Grand Canyon überfordert einen, lässt einen immer wieder die gleichen Worte stammeln. „Surreal“, das war Arnolds Wort. „Amazing“, das war Jacob’s Wort. Ben sagte gar nichts. An meine Reaktion kann ich mich nicht erinnern.
Es war mein bisher eindrücklichster, ich würde sagen, mein bisher bester Tag in den USA. Ich habe den Grand Canyon einen ganzen Tag lang, vom Morgen bis nach dem Sonnenuntergang erleben dürfen, bei wunderschönem Wetter, gemeinsam mit meinen besten amerikanischen Freunden. Alles hat gepasst. Ein perfektes erstes Mal. Worauf würdest du eher verzichten; auf Sex oder auf den Grand Canyon? Jacob stellte die Frage auf der Fahrt entlang dem South Rim in den Raum. 4 zu 0 für den Grand Canyon. Und ich denke, das war allseits ernst gemeint. Es gibt wohl nichts Schöneres, nichts Eindrücklicheres als diesen Ort. Ich werde dahin zurückkehren. Immer wieder. Vier Milliarden Jahre hat es gedauert, diese anmutige Leere in den steinharten Grund des Nordamerikanischen Kontinents zu graben. Das war keine Zeitverschwendung. Es hat sich mehr als gelohnt.
33 Eindrücke von diesem Tag möchte ich mit euch in Bildform teilen. Unser Roadtrip über Williams hinauf zum Canyon, unsere Fitnessübungen „on the edge“ und ein paar erste Panoramaaufnahmen. Doch auch hier: die Bilder werden dem Ort in keinster Art und Weise gerecht. Kommet hin und sehet! Die weite Reise lohnt sich. Auf jeden Fall.
«Irgendwann erinnerte ich mich an mein USA Buch aus der Dorfbibliothek, das ich schweren Herzens zu Hause lassen musste, weil es nicht in meinen Koffer passte.» Und nicht etwa, weil es sich um Eigentum der Dorfbibliothek handelt.
Lieber Samuel
Wiedereinmal hocke ich nach der Mittagspause vor meinem Büro-PC und freue mich über einen neuen Blog von dir, welchen ich sozusagen zum „Dessert“ geniesse. Deine witzigen, spannenden und lehrreichen Einträge sowie die schönen Fotos sind immer wieder eine kleine Pause wert. Ich wünsche dir weiterhin eine schöne Zeit und geniesse das amerikanische Studentenleben.
Liebe Grüsse
Chrigi
Hoi Samuel
kann mir vorstellen, dass es dich fast umgehauen hat, als du den Grand Canion gesehen hast. Die Fotos beweisen es. Ich freue mich, dass dir das Leben über dem grossen Teich gefällt und du dich eingelebt hast. Freue mich auf die weiteren Einträge.
Bald ist ja dein Geburi 🙂
Liebe Grüsse
Ursula