Per Zug durch die USA; Fluch oder Segen? Nach all den positiven Schilderungen von jenen, die selbst schon per Zug durch Amerika gereist sind und all den Warnungen von jenen, die die amerikanischen Züge als Verkehrsmittel der Armen, der Schwarzen und der Kriminellen bezeichneten, war ich gespannt auf die Facts. Um es vorweg zu nehmen; bis auf den etwas mühsamen Start am New Yorker Bahnhof (viel Gepäck und keine Ahnung, wo Gleis 6E sein könnte) hat mir die Zugfahrt keinerlei Unannehmlichkeiten beschert. Die afroamerikanische Lady, die neben mir im Zweierabteil sass, wurde nach etwa zehn Minuten Fahrt trotz lautem Protest in einen anderen Waggon versetzt, weil sie offenbar fälschlicherweise vorgab, nach Chicago zu reisen (die Züge sind hier so organisiert, dass man je nach Reiseziel einem Waggon zugeteilt wird). Ich hatte also Platz genug. Schade nur, dass es in meiner Sitzreihe kein Fenster gab. Um die Aussicht geniessen zu können, musste ich mich mühsam verrenken. Mir kam Mani Matters Eisenbahn-Weisheit in den Sinn:
„Ir Isebahn setze di einte e so, dassi alles was chonnd scho im Vorus gseh cho. Die angere setze ir Band vis-à-vis, dass si lang no cheu gseh, wo der Zog scho esch gsi.“ (Anm.: Annina, chasches etz oswändig?)
In meinem Fall liesse sich die Weisheit wohl um eine Strophe erweitern.
„Di drette – s’erstuunt, mer glaubts scho fascht ned -, setzed gnau det womer fascht gar nüt gsehd.“
Um die Aussicht wäre es ohnehin schade gewesen. Kurz nach New York schlief ich ein, um knapp 15 Stunden später vom Kondikteur Brown Etheridge in Chicago geweckt zu werden.