Amerika sei doch erst aus der Weitwinkel-Perspektive so richtig spannend, habe ich vor kurzer Zeit behauptet. Teils, um mich über den zeitweiligen Verlust meines Standard-Zoom Objektivs hinwegzutrösten, teils, weil ich wirklich daran geglaubt habe. In gewissen Situationen ist der weite Winkel aber sicherlich ein Nachteil. Dann zum Beispiel, wenn man unverhofft live am Film-Set von Justin Timberlake steht und einfach nicht nahe ran-zoomen kann. Doch, von vorne: gemeinsam mit meinem kleinen Reiseteam, mit dem ich die letzten Tage durch New York zog, um die urbane Mega-Metropole in vollen Zügen zu geniessen, spazierte ich von Manhattan her über die Brooklyn Bridge. Der Blick von der berühmten Hängebrücke auf das abendliche Manhattan ist ein wahrer Augenschmaus und lässt es zu, das pulsierende Zentrum New Yorks aus sicherer Distanz zu betrachten. Die flussnahen Quartiere auf der anderen Seite der Brücke, die Brooklyn Heights, locken mit ebenfalls grossartigem Ausblick auf Manhattan, mit teuren Restaurants und lauschigen Spazierwegen. Eine der Attraktionen der Heights ist das Grimaldi’s, wo es laut meinem Reiseführer die beste Pizza der Stadt gibt. Die Warteschlange vor dem Restaurant hat uns die Vorfreude auf die kulinarischen Knusperwerke dann aber doch genommen. Ändern konnte das auch die koreanische Familie nicht, die Pizza-Essend im Schaufenster der Grimaldi’s sass und wild gestikulierend andeutete, die Pizza sei himmlisch und das Warten lohne sich. Wir versuchten es einige Strassen weiter unten und wurden im „The Pizza“ fündig. Auch wenns nicht das Grimaldi’s war: ich hatte nie zuvor eine bessere Pizza als in diesem gemütlichen Schuppen (sorry Pa, sie toppte sogar deine Poulet-Pizza, die nun auf Platz 2 der „Best Pizza Ever“ steht). Eine der Serviertöchter verriet uns nach dem Essen hinter hervorgehaltener Hand, dass Justin Timberlake (den kennt man, oder?), Shaun White (Halfpipe Olympiasieger) und Mina Kunis (Schauspielerin aus „That 70’s Show“ und Stimme von „Meg“ in der Kult-Serie Family Guy) ganz in der Nähe eine Szene für einen neuen Hollywood-Streifen drehten. Wir eilten den Luxus-Limousinen, die draussen kreuzten, hinterher und wurden nicht enttäuscht. Das Film Set direkt am Fluss entsprach allen Vorstellungen, die man von einem Hollywood-Drehort hat: haufenweise Helfer und Security, die rumstehen und wichtig dreinschauen; tonnenweise technisches Material, das blinkend und piepsend umherliegt und Menschen, die so gross, schlank und schön sind, dass man sich für einen kurzen Moment ganz klein fühlt. Der nette aber bestimmte Security-Chef am Eingang machte uns klar, dass er die Endstation des Ausflugs ins Land der Superschönen und Supergutgekleideten sei. Ich für meinen Teil begnügte mich mit dem Spektakel, das sich mir auch ausserhalb der Security-Schranken bot. Ein paar mehr schlechte als rechte Bilder der drei Stars (oder Sternchen, wie mans nimmt) sind mir dennoch gelungen. Die eigentliche Story lieferte mein Freund Lex, der eine kleine Unaufmerksamkeit der Security-Herren gnadenlos ausnutzte und geradewegs aufs Set lief, wo er während rund 20 Minuten direkt neben Justin Timberlake auf der Tanzfläche der künstlich aufgebauten Bar stand und als Statist tanzte, nur eben offenbar so schlecht, dass er aufflog und unsanft wieder rausbegleitet wurde. Anyway, ein witziges Erlebnis war es allemal und drei Promi-Shots kann ich auch auf mein Konto verbuchen. Was will man mehr von einem Ausflug in die Brooklyn Heights.
Zu den Bildern: 1) Shaun White, 2) Justin Timberlake, etwas versteckt, aber immerhin, 3) Mina Kunis.